John Wick

von Rick Deckard  -  16. August 2015, 17:01  -  #Filme

John Wick

Stylisher, brutaler und zeitweise furios inszenierter Action-Thriller.

Der Action-Film ist hohe Kunst aber auch eine Frage des Anspruches. Kunst kann man mit Anspruch verbinden. Das Ergebnis ist Zufall im Hinblick auf Erfolg. Schraubt man den Anspruch etwas herunter und legt auf "Kunst" auch nicht so grossen Wert, dann ist das Resultat das, was in den 80er Jahren Programm war:

Sinn entleerte, aber spektakulär inszenierte Action.

Genau das ist der Film John Wick des Regie-Neulings und ehemaligen Stunt-Man von The Matrix: Chad Stahelski. Ein Name, den ihr euch merken solltet!

In John Wick spielt Action-Star Keanu Reeves den ehemaligen Killer eines Verbrecher-Syndikates in New York, dem binnen kürzester Zeit alles genommen wird was er hat und noch viel mehr. Was tut unser "Held" wenn er gereizt wird? Richtig: Er "dreht durch" und sinnt auf Vergeltung und die fällt humorlos aus, denn:

"Don't set him off!"

John Wick ist ein klassisch inszenierter Actionfilm mit einem Hauch von Seele zu Beginn und gegen Ende. Dazwischen hat Seele keinen Platz, die Action platzt aus allen Nähten und hat mit den höchsten (ich hasse dieses Wort, weil es verachtend ist, finde aber kein besseres) Body Count der jüngeren Filmgeschichte, zeitweilig an die Filme eines John Woo erinnernd.

Reeves ist eine Furie, die einmal losgelassen wie ein tollwütiges Tier in ihrem Revier ohne Rücksicht auf Verluste wildert.

Das muss man Stahelski lassen: Auch wenn die dünne Handlung den Feldzug von John Wick gerade eben begründet, die Action ist schnörkellos und mit einer faszinierenden Kinetik inszeniert. Es fliegen die Fetzen und ein Gangster nach dem anderen taucht in die ewigen Jagdgründe ein. Der Mann kennt keine Gnade und verfolgt unablässig sein Ziel.

Der Soundtrack lässt arg zu wünschen übrig, aber dafür entschädigen die nächtlichen Bilder von New York umgeben von einer mystischen Aura, häufig aus der Vogelperspektive aufgenommen. Das Setting und die Architektur sind sehr stilvoll in Szene gesetzt. Die Besetzung ist hervorragend, wenn auch einige Mimen arg unterfordert werden. Es spielen neben Reeves: Mikael Nyqvist, Bridget Moynahan, Ian McShane (Deadwood!), John Leguizamo und Willem Dafoe.

Vielleicht hätte eine Prise Humor mehr, ein paar Tote weniger und etwas mehr Handlung dem Film gut getan. Aber wie gesagt: Kunst und Anspruch sind selten vereinbar und erfolgreich zugleich.

John Wick ist, so empfinde ich persönlich, ein nahezu perfekter und erstklassig inzenierter Thriller, der auf wunderbar primitive Weise unsere (nein, nicht niedrigen sondern ureigenen) Instinkte anspricht und ein Thema variiert, welches es merkwürdiger Weise seit Angedenken der Menschheit gibt: R A A A A C H E! Kennen Tiere dieses Gefühl auch? Ich glaube ja.

Aus einem Designer Hotel in New York City,

Rick Deckard

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