Fargo - Serie

von Rick Deckard  -  7. August 2015, 11:12  -  #Fernsehen

Fargo - Serie

Der legendäre Billy Bob Thornton spielt Lorne Malvo.

Die Macher von Fargo haben sich an dem gleichnamigen Film der Coen-Brüder  (die als ausführende Produzenten beteiligt sind) bedient und verweisen auf ihn in vielen Szenen und Handlungen einschliesslich des berüchtigten Humors, leiten aber aus der Filmidee eine neue Geschichte ab, die in der ersten, in sich abgeschlossenen Staffel, überaus sehenswert ist.

Martin Freeman spielt darin einen unscheinbaren Versicherungskaufmann, der eines Tages im kalten, unwirtlichen und verschneiten Minnesota in der Notaufnahme eines Krankenhauses auf Lorne Malvo stösst. Von hieran nimmt die Geschichte ihren Lauf und wir lernen viel über Zufälle, göttliche Fügungen und die unbarmherzige Tierwelt kennen.

Was den Reiz von Fargo überwiegend ausmacht ist die sehr spannend erzählte Geschichte, aber v.a. die Ausgestaltung des Charakters des Lorne Malvo, den Billy Bob Thornton unnachahmlich verkörpert. Ausschließlich der Tatsache, dass Thornton ein überragender Schauspieler ist, dem man sein Können nicht unbedingt sofort ansieht, sind es die vielen Dialoge, besser die sensationellen Einzeiler, die man Malvo in den Mund gelegt hat. Wer einen bösartigen und sarkatischen Humor favorisiert, der wird sich an Lorne Malvo fürwahr erfreuen.

Natürlich spiegeln solche Schöpfungen und die Dialoge stets die Ansichten der Macher, des Drehbuchautoren wider, aber eigene Ansichten über die Welt elegant in eine Geschichte zu verpacken, dazu gehört Können und das beweisen alle Beteiligten.

Die einzelnen Folgen bauen schlüssig aufeinander auf ohne Firlefanz und Cliffhanger, was sehr angenehm ist, für eine Serie sind die Bilder erstaunlich schön komponiert mit einigen wirklich lustigen und unorthodoxen Einstellungen, die schauspielerischen Leistungen sind überzeugend, bisweilen überdurchschnittlich.

Fargo bietet das, was man von einer Serie erwartet: Packende und unkonventionelle Unterhaltung sowie eine in sich abgeschlossene Geschichte. Mir persönlich gefällt dieses Konzept sehr gut und sehr viel besser als diese Serien, die ewig über zig Staffeln hinweg eine Geschichte erzählen und nie zum Ende kommen, bzw. in der Regel von Staffel zu Staffel schlechter werden.

Diese Miniserie wird fortgesetzt mit neuen Schauspielern und einer neuen Geschichte. Ich bin dabei. Vielleicht sollte ich mir "True Detective" doch einmal ansehen, aber ich kann mit diesem "Depression-Gewalt-Horror-Kram" nicht viel anfangen.

Begriffe wie Kult, genial und Meisterwerk sind ja leider in der Postmoderne inflationär missbrauchte Begriffe geworden, die leider immer mehr an Bedeutung verlieren. Wer wissen und verstehen möchte, was der Begriff "Kult" eigentlich genau bedeutet, der möge sich Billy Bob Thornton ansehen, auf Mimik und Körpersprache, Sprachmelodie und Frisur achten und natürlich seinen Statements lauschen ... .

Hervorragende Serie!

Rick Deckard

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