In memoriam James Horner

von Rick Deckard  -  17. Juli 2015, 14:24  -  #Orchestrale Musik

In memoriam James Horner

Der Name James Horner ist untrennbar verbunden mit meiner Leidenschaft und den Anfängen für die Filmmusik. Der Komponist hat unvergessliche Momente voller Euphorie und Glückseligkeit hinterlassen. Nachdem der Anfang mit Maurice Jarre und seinem Meisterwerk 'Lawrence of Arabia' gemacht war, zog es mich zunächst zu den Komponisten des Golden Age, wenn man so will in die altehrwürdige sinfonische Filmmusik.

Über Umwegen kam ich dann das erste Mal mit einer seiner Musiken in Kontakt und meine erste CD, welche ich überhaupt im Leben besaß, hiess: WILLOW - Original Motion Picture Soundtrack, composed by James Horner.

Es folgten unvergleichliche Momente voller berührender und anmutiger Musik, der berühmten "in den Himmel gestreckten Faust" und viele Phasen, in denen mich die Kompositionen dieses Musikers begleiteten.

James Horner, gerade in den ersten Jahren seines Schaffens, insbesondere die Jahre 1982 bis 1988, schuf grandiose Scores, die in die Geschichte dieser Musikgatttung eingegangen sind und noch eingehen werden. Seine grosse kompositorische Qualität lag darin, den Hörer mitzureissen und v.a. emotional zu berühren, eine Qualität, die ihn in dieser Hinsicht mit einem weiteren Titanen auf eine Stufe stellt: John Williams.

Für mich ist die Melodie immer von grosser Bedeutung gewesen, ob nun in der Filmmusik, im Jazz, PoP oder in der Klassik. Was das betrifft, waren viele seiner Themen und Titelmelodien echte Ohrwürmer, die sich in die Gehörgänge einnisteten für die Ewigkeit.

Auch das war eine grosse Qualität seiner Scores: Sie boten einen Hörgenuss abseits der Bilder und luden immer wieder zum Hören ein.

Es ist sehr schwierig über Musik zu reden und zu schreiben, weil sie in der Rezeption ausschliesslich subjektiv ist, abgesehen von formalen Analysen. Aber Horner schaffte es mich musikalisch zu erreichen und sprach genau die Emotionen an, die für mich von Bedeutung waren und sind. Was konnte ich mehr verlangen?

Ein Höhepunkt und persönlicher Meilenstein war seine Musik zum 2. Teil des Star Trek Franchise, der legendäre

STAR TREK II - THE WRATH OF KHAN.

Diese CD nimmt in meiner Sammlung einen besonderen Platz ein, weil sie ein Exempel ist für das, was ich unter einer gelungenen Filmmusik verstehe, eine Musik, die Qualitäten auch abseits des Films offenbart. Die Scheibe glühte im Player! Ein furioser, musikalischer Action-Klassiker. Ich erinnere mich das an das erste Mal noch immer sehr gut - eine unvergessliche Session.

Star Trek war die erste der vielen Treppenstufen, auf denen Horner den persönlichen Olymp erklomm und wie die regelmässigen Leser wissen werden, sitzen auf diesem bei mir und Lomax wirklich nur auserwählte Persönlichkeiten.

Irina's Theme aus GORKY PARK ... . Ein herzzereissendes Thema voll ausschweifender Romantik, zarbitter und mit leiser Melancholie. Das z.B. ist ein Stück, welches aufzeigt, was für grosse emotionale Qualitäten Horner als Komponist besaß - sagenhaft schön!

BRAINSTORM. Douglas Trumbull's unterschätzter und seiner Zeit weit vorauseilender grossartiger Science Fiction Film in 70 mm Panavision zeigte, dass Horner auch anders kann. Das erste Mal wusste ich gar nicht so recht wie mir geschieht, weil ich mit der vielfach disharmonischen und "atonalen" Komposition überhaupt nicht zurecht kam. Es bedurfte einer Weile, bis ich den Zugang bekam, aber auch solche Momente sind wichtig in der Rezeption von Musik. 'Lillian's Heartattack' und 'Michael's Gift to Karen' aus diesem Score wurden ebenfalls zu Klassikern.

Horner war auf dem Höhepunkt seines Schaffensprozesses und ich konnte diese Entwicklung mithören und mitverfolgen. Ein Höhepunkt nach dem anderen reihte sich aneinander: KRULL, STAR TREK III - THE SEARCH FOR SPOCK, COCOON, AN AMERICAN TAIL, ALIENS, WILLOW, THE ROCKETEER, CASPER, BRAVEHEART, THE SPITFIRE GRILL.

Allein diese Zusammenstellung zeigt die enorme Vielfalt und die musikalische Ausdruckskraft sowie stilistische Bandbreite dieses talentierten Komponisten. Kaum ein Genre, für das er nicht komponierte.

Er wurde 10 mal für den Oscar nominiert und einmal für den Golden Globe. Er erhielt zwei Oscars für seine Musik zu TITANIC.

James Horner ist ein persönlicher Held und seine Musik wird fehlen.

Er hat mir unfassbar schöne und ergreifende Momente voller grandioser Musik geliefert und dafür gilt es Dank auszusprechen und dankbar zu sein.

"I think for a composer coming out of the world, whether it be a school, streets or whatever, if you want to do something, it's either for commercial use, via the radio, or visual use, in film. I think that's the most viable outlet for a writer. But, I don't think you have to have this crazy education to get there. I think people I've met [who] are brilliant have no education at all, they just had a gift."

James Horner verstarb am 22. Juni 2015.

Rick Deckard

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