American Crime - John Ridley

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  29. Mai 2015, 18:38  -  #Fernsehen

American Crime - John Ridley

Kein Spoiler

Die Serieninflation ist natürlich kein Phänomen. Denn der kommerzielle Erfolg einiger weniger Serien, schreit nach Ausdehnung des Genres. Das Prinzip ist einfach und gleichsam Voraussetzung und Ursache für die Tatsache, das täglich neue Produktionen auf den deutschen Markt kommen.

Es gibt Must-See-Serien wie Games Of Thrones, House Of Cards und Walking Dead, die sich wohl kaum Einer nehmen lässt der damit begonnen hat. Aber welches sind die Serien die sich im Verhältnis zu diesem hohen Qualitätsfernsehn ebenfalls zu starken Marken entwickeln?

Nicht selten entscheiden das die Zuschauer nach der zweiten Staffel. Wie in jedem wirtschaftlichen Markt gibt es aufgrund dieser Beeinflussung, fatale Fehlentscheidungen.

Kritiker bemängeln diese Qualitätstheorie, die im Prinzip eine Monetäre ist, als inflationär. Spiegelt man den Gedanken aber nachhaltig, wird man feststellen, dass diese Unbeeinflussbarkeit des Marktes ein ziemlich sozialistischer Ansatz ist. 

Und klar, wie in jedem System gibt es Ausreißer, Außenseiter und Underdogs die sich langfristig doch durchsetzen und wo jeder Marktteilnehmer (Studio, Zuschauer, Sender, Kritiker) sich zugestehen muss, dass er sich geirrt hat. Gut so!

Der Drehbuchautor John Ridley (12 Years a Slave) hat sich in den 11 Folgen der Serie AMERICAN CRIME an die Themen Politik, Recht, Klassengesellschaft, Rassimus und Einwanderungsproblematik in den USA gewagt und daraus eine rauschende Crime- und Dramaserie für ABC entwickelt.

Auslöser der Geschichte ist ein Mord der in der Kalifornischen Stadt Modesto stattgefunden hat. Ein Mann wird ermordet, seine Frau wird brutal vergewaltigt ins Krankenhaus gebracht.  Russ, der Vater des Toten hat sich seit bereits seit Jahren von seinem Sohn distanziert. Weder er, noch seine Frau Barb, verkraften den Tod von Matt und stehen vor dem Scherbenhaufen ihrer Ehe, ihres Lebens.

 Während Russ ehr ein ruhiger Vertreter ist und fast analytisch an den Tatbestand herangeht, macht seine Exfrau Barb Krawall wo es nur geht. Sie schuldigt die Polizei an, lässt sich zu rassistischen Äußerungen hinreißen, kann es nicht ertragen, dass die Schuldigen nicht gefasst wurden.

In weiteren Handlungstränken lernen wir die möglichen Täter, Ermittler und Verdächtigen kennen! Schuldige, wie auch Unschuldige, die dem amerikanischen Justizwahn unterlegen sind und erstmal pauschal verurteilt werden. So z. B. Alonzo Gutierrez Sohn Toni, der am Tatort in der Mordnacht gesehen wurde. Der Junge ist eingeschüchtert von den Verhörmethoden, passt von seinem ethischen Hintergrund aus Sicht der Behörden und wird erst mal eingesperrt.

Aus unterschiedlichen Perspektiven erklärt uns Ridley wie ide Verästelung der Geschichte tatsächlich stattgefunden hat. Das ist einschüchternd, düster und extrem Gesellschaftskritisch. Thematisch wird nicht in Vordergrund gestellt „Wer-hat-es-getan“, sondern wie konnte es soweit kommen und wie kann man einen wahren Schuldigen finden, ohne selbst zum Mörder zu werden, weil man seiner Wut und Verzweiflung nicht mehr herr wird.

Mit Timothy Hutton, Penelope Ann Miller, Felicity Huffmann und John Ortiz sehen wir ein hervorragendes Cast, das bis ans Limit der möglichen darstellerischen Kunst geht. Die Verzweiflung und die Tragödie des Lebens ist stark spürbar und die Frage, ob man hier Qualitätsfernsehn vorgesetzt bekommt oder es eine Inflation im Serienhimmel gibt, stellt sich nicht mehr, da man schnell begreift, dass AMERICAN CRIME, keine weitere Krimiserie ist, sondern die logische Fortsetzung von THE WIRE, bei der auch versucht wurde einen Diskurs über die Gesellschaft als Ganzes zu führen und damit zu schocken.

Die erste Staffel ist thematisch und inhaltlich abgeschlossen. Die zweite Staffel wird sich mit einem neuen Fall beschäftigen. Und zwar mit dem juristischen Fall von O.J. Simpson aus der Sicht der Anwälte.

Als Pflichtverteidiger

Alan Lomax

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