Sleaford Mods – 26. April 2015 – Gebäude 9 Köln

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  27. April 2015, 17:17  -  #Konzerte

Sleaford Mods – 26. April 2015 – Gebäude 9 Köln

Pffft! Was bedeutet schon Minimalismus? Die Bedeutung von Kunst als Konstruktivismus zu erklären ist doch blöd. Keine Zukunft war gestern! Daher ist es auch noch blöder zu erklären, dass diese Anti-Anti-Typen aus Nottingham in bester musikalischer Tradition der Punkbewegung stehen. Darüber zu schreiben, würde, das wohl möglichst denkbar, kleinste Set-Up der Rockgeschichte, mit einem Laptop auf einem Barhocker und einem Mikrofon mit Ständer, wiedersprechen. Lest also in Büchern nach, wie es dazu kommen konnte, dass es solche als Konzert getarnte, Kunstdarbietungen gibt.

Somit ist Jason Williamson auch keiner der Sprechgesang macht, sondern ehr in der Tradition eines Henry Rollins steht und vielleicht sowas wie Spoken-Word-Performances ausübt. Aber auch hier wäre ein „Pffft!“ mit anschließendem Gerotze auf diesen blog-Eintrag angebracht. Denn, der wie ein Pit Bull Terrier shoutende, in allerfeinster Ladkultur stehender Obermotzki, paukt seine Parolen raus, wie der allerletzte Billy aus der Nachbarschaft, eines sehr dunkeln Arbeitermilieus. Ganz Nebenbei verschafft er sich aber auch die verbale Aufmerksamkeit des Publikums, z. B. bei „Jolly Fucker“. Und ja klar, er ist natürlich dieser Billy aus der Nachbarschaft.

Ganz hinten steht Andrew Robert Lindsay Fearn (aus der Nachbarschaft) und trinkt Bier und steht recht unbeteiligt auf der Bühne. Das aber ist kein Verhalten, sondern eine Haltung. Und zwar gegen diese ganzen Emailleser von Musikern, die wir in den letzten Jahren auf den Bühnen dieser Welt gesehen haben und die uns weiß machen wollten, dass sie mit einem bischen drum rum Dreherei an Knöpfchen und faden von Reglern, ein magisches musikalisches Liveerlebnis hinbekommen können. Allein dieser Geniestreich, rechtfertigt die Ansage dieser Herren auf den großen Festivalbühnen im Jahr 2015. "Fuck It all! Sleaford Mods!" , möchte man am liebsten rufen, wenn man nicht so gut erzogen worden wäre.

Ob und wie es weitergeht mit den Sleaford Mods ist schwer zu sagen. Denn variabel sind die Mods nicht. Selbst der Gassenhauer „Ibiza“, den sie mit THE PRODIGY eingespielt haben, macht zwar Spaß, bleibt aber auch nur für einen Sommer.

Aber ehrlich, wenn diese Typen so schnell wie möglich, genügend Asche verdienen, diese nicht nur versaufen und den Rest ihres Lebens, damit ein vergnügliches englisches Vorstadtleben leben können, ist alles gut und gerecht (in der Nachbarschaft).

Alan Lomax

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