Mad Men – Staffel 7 – Der Ausgang lehrt, ob die Rose blüht oder der Don stirbt
Spoiler lassen sich in den folgenden Texten leider nicht vermeiden!
Fast das Ende einer Dekade! Zugegeben etwas aufgerundet, aber aufgrund der Dramatik und der Sehnsucht die das Folgende verbindet, sicherlich gerechtfertigt. Matthew Weiner’s Serienmeisterwerk MAD MEN wurde im Juli 2009 das erste Mal in Deutschland ausgestrahlt. Wir starteten mit unserem Blog 2008. Amerikanische Blockbuster TV-Serien waren damals noch etwas für Nerds. Kaum jemand nahm die SOPRANOS wahr und Akte X als Mutter der Serienrenaissance hatte zwar den Mainstream erobert, es aber noch lange nicht in das künstlerische Bewusstsein der Feuilletons geschafft.
Ich will uns nicht auf den Scheffel der glorreichen EARLY ADOPTERS stellen und letztendlich bleibt sich jeder seines Glückes Schmid, aber TV-Serien haben diesen Blog und somit auch das Sehverhalten von Rick Deckard und mir verändert. Kritisch wie wir nun mal sind, ist uns recht früh aufgefallen, dass das Kino mit der Neuerfindung der Fernsehserie weiter sterben wird.
Für uns leidenschaftlichen Kinoliebhaber ist der Honigtopf Serie natürlich ein Wiederspruch an sich! Letztendlich konnten wir uns aber wegen der hohen cineastischen Qualität dem Genre SERIEN nicht entziehen.
Erst nach einigen Jahren fing Rick Deckard als Erster zu kritisieren. Ihm gefiel die zunehmende Quantität und gleichzeitig leidende Qualität der Produktionen nicht mehr. Wegen oftmals schwierig nachvollziehbaren Serienstornierungen bzw. unnötigen Verlängerungen der Kerngeschichten verlier er die Geduld und zog sich mittelfristig zurück aus dem Geschäft. Sein gutes Recht und somit kein Fall für den Marterpfahl!
Ich selbst blieb dabei und bin nach wie vor ein Junkie. Derzeit sind es ca. 20 Serien die ich in der Schleife oder auf Halde liegen haben. Vieles davon fällt tatsächlich durch. Einiges etabliert sich zur Sensation.
Mit der siebten und letzten Staffel von MAD MEN allerdings stirbt einer der ersten und letzten Klassiker aus der Anfangszeit. Zu dem endet natürlich auch die Geschichte meiner ewigen Lieblingsfigur Don Draper, den ich für eine der wichtigsten literarischen Charaktere der amerikanischen Geschichte halte. Matthew Weiner hat mit dem ständig an sich zweifelnden und in einer Illusion lebenden Mann, eine Art von Großstadtcowboy der Neuzeit geschaffen, der zwischen glücklichen Dasein und finsterer Misere torkelt wie kaum ein anderer fiktiver Charakter vor ihm. Weiner hat somit nicht nur das Symbolbild einer Generation geschaffen, sondern darüber hinaus noch den ersten männlichen Charakter erfunden, der sich nachvollziehbar immer wieder die Frage stellt: „Kann das wirklich alles sein?“.
Scheinbar keine große Kunst und auch ein häufig aufgegriffenes Thema, mag nun manch einer sagen, der gegen mich und meinen Text hier ist. Gerechtfertigt! Aber ich gehe gerne noch weiter und stelle mit der letzten Sequenz aus SEVERANCE 7/08 gerne die Behauptung auf, dass Weiner in nur 10 Sekunden etwas Unglaubliches gelungen ist:
Wir hören IS THAT ALL THERE IS? (Peggy Lee) zum zweiten Mal in dieser Folge. Am Ende sehen wir Draper alleine am Tresen eines Dinners sitzen. Die Kamera zieht ab und hinterlässt uns die Sicht auf den Raum des Lokals und den Blick auf einen gebrochenen Mann, der alles gehabt und erlebt hat und sich nun die finale Frage stellt: „Was ist das tatsächliche Glück?“.
Diese meisterhafte Einstellung, der Kontext zum Handlungsverlauf, die Synergie von Musik und Bild, machen diesen Serienmoment wohl zu dem stärksten der gesamten Fernsehgeschichte!!!
Da ich meine Gefühle, meine Leidenschaft zum bewegten Bild und der erzählten Geschichte und meine tiefgreifende ehrliche Liebe zu dem Charakter Drapers in Wort fassen muss, habe ich mich entschieden, die einzelnen letzten Episoden zu besprechen.
Nicht zu letzt auch, um einen Marterpfahl MAD MEN als traditionelles Ritual meines Lebens der letzten 7 Jahre zu setzen. Und natürlich auch um den ewigen Verweigern von großen Geschichten und wahrhaftiger cineastischer Kunst ein Zeichen der Ablehnung zu geben. Verreckt an Eurer Ignoranz!
Alan Lomax
P.S.: Lesen Sie demnächst, warum bereits bei Epsiode 7/09 klar wird, dass Weiner sein Publikum ernst nimmt und uns Fans „eine freudige und schöne Angelegenheit“ präsentieren wird.