Tigran Hamasyan - Mockroot

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  9. Januar 2015, 11:20  -  #Jazz

Tigran Hamasyan - Mockroot

Wie war das noch mit den guten Vorsätzen für's neue Jahr!? "Ich doch nicht, alles quatsch, ein Tag endet, ein neuer fängt an, was soll das also!" Heimlich allerdings habe ich mir doch etwas vorgenommen: Mehr Jazz zu hören! Denn es ist so, dass ich von diesem Genre und den Künstlern der letzten Jahre sehr enttäuscht war und auch den lebenden, alten Helden nicht immer vertraute. 

Pat Metheny stellt mit seinem Unity Projekt eine glorreiche Aussnahme dar. Corea und Hancock sind irgendwie abgekommen, werden aber nun im Zusammenhang mit diesem jungen Pianisten aus Leninakan (Armenien) oft als Mentoren und Unterstützer genannt. Über solche Netzwerke funktioniert der Jazz nun mal weltweit: Ältere Jazzpolizisten vertrauen jungen Musikern nicht immer und müssen zum Kauf angewiesen werden. Und die handvoll Stars touren sich kaputt, vergessen dabei aber ihre Kunst und die Aufgabe dem Jazz das zurück zugeben was er verdient, nämlich eine der größten musikalischen Formen zu sein.

Was also tun? Vor ein paar Jahren sagte ich mal, dass der Jazz meine Hure ist! Das war zu Zeit als ich mir teure Vinyls kaufte und alles, aber nicht diese Musik als Digitale Variante hören wollte. Entprechend wenig konnte ich hören, ausprobieren. Inzwischen habe ich mich wieder verliebt!

Insbesondere Martin Tingvall hat dazu beigetragen, dass ich die Liebe habe und mir die Zeit nehmen, mich zurückzuorientieren.

Beginnen wir also mit dem jungen TIGRAN HAMASYAN der bereits eine weltweite Fangemeinde hat, zu der eben nicht nur Chick und Herbie, sondern auch Brad (Mehldau) zählen. Ohne Zweifel die wichtigsten lebenden Pianisten, neben einer Handvoll anderer, die ich nicht aufzählen mag.

Ein Piano bleibt ein Piano! Scheinbar hat man alle spielbaren Attribute wie: "verschlungene Timbres", "komplexe Rhythmik" und "melodischen Referenzen" bereits gehört. Die Verbindung von Klassischer Musik und Jazz, mit Loops, Folklore, Grooves und partiziellen Indie-Rock Einflüssen ist auch nicht neu und wird inzwischen von beiden Lagern, sowohl von DJ-/Elektro-Künstlern und Jazzmusikern, aufgegriffen.

Was bleibt ist die Poesie und die Eigenständigkeit!

Mockroot hat das alles! Vielleicht mögen dem ein oder anderen die folkloristischen Einflüsse stören, die aber natürlich aus kritischer Sicht, total subjektiv sind und für den Hörer objektiv bleiben müssen. 

TIGRAN HAMASYAN begann mit drei Jahren das Klavierspiel und als elfjähriger auf Festival und bei Wettbewerben aufzutreten. 2003 gewann er die Piano-Competion auf dem Montreaux Jazz-Festival. Nach dem Album WORLD PASSION erschienen die Alben NEW ERA, RED HAIL und A FABLE (2011), für das er mit dem renommierten Victoires de la Musique ausgezeichnet wurde. 2013 gewann er den Vilcek Prize for Creative Promise in Comtemporary Music.

Als Anspieltipp empfehle ich das über 10 Minuten lange Stück OUT OF THE GRID. Man könnte von kompositorischer Wahrheit sprechen. Der Daily Telegraph spricht von Wichtigkeit und Dringlichkeit und der Guardian, davon dass sich das mal andere Musiker anhören sollten.

Finde ich auch! OUT OF THE GRID beinhaltet 100 Jahre Musik, wirkt dabei nicht schleppend oder quälend sondern wunderschön, elitär und allwissend, ohne dabei zu nerven. Eine erste echte Empfehlung für das Musikjahr 2015 und wegweisend für viele kommenden Alben in diesem Segment!

Alan Lomax

Mockroot erscheint am 27.02.2015 bei Nonesuch/Warner Music

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