The New Basement Tapes
Vor kurzem habe ich eine interessante und wirklich gut gemachte Sendung über Musik im MDR gesehen: Die Geschichte der Basement Tapes um Bob Dylan und seine Band. Ich war noch nie ein grosser "Fan" seiner Musik, aber die Erzählung, wie es zu dieser Musik kam, hat mich schon ein wenig beeindruckt. Weniger aus einem Gefühl der Nostalgie heraus, sondern viel mehr, weil mich eine gewisse Authentizität aus einer Zeit berührte, in der es diesen medialen Overkill nicht gab.
Wenn sich heute Musiker oder Künstler irgendwo hin begeben, um etwas zu bewerkstelligen, dann ist es binnen Sekunden auf irgendeiner Plattform oder in irgendeinem "sozialen" Netzwerk zu lesen, die ganze Welt weiß Bescheid.
Damals zogen Dylan und einige Musiker in ein Haus im Staat New York und machten im Keller Musik. Was so einfach klingt, ist auch einfach berührend. Hier trafen sich Menschen um gemeinsam Musik zu machen, aus Leidenschaft heraus und nicht wie so oft (und vermehrt in heutiger Zeit) aus Kalkül.
Dieser Bericht machte mich sehr neugierig, zum einen wollte ich mehr über Dylan erfahren, dessen Musik mich mehr und mehr in ihren Bann zieht und auch über die Geschichte der Basement Tapes. Hier muss ich mich musikalisch wirklich einmal fortbilden.
Doch zurück zum Projekt der New Basement Tapes und des Albums.
Das ist schon beeindruckend. Ich wäre sehr gerne an diesem Ort gewesen um einfach Künstler bei einem Entstehungsprozess beobachten und lauschen zu können. Diese Produktivität, diese Melodien und dieser ganze Schaffensprozess!
Auch die Idee, aus den entdeckten Zeilen und Texten im Jahr 2014 neue Musik zu komponieren finde ich ebenso beeindruckend, weil eine Idee aus dem vergangenen Jahrhundert mit den Mitteln der Neuzeit fortgeführt wird. Grossartig. Natürlich ist das alles mit dem Original nicht vergleichbar, soll es auch nicht, sondern es soll eine Weiterentwicklung und eine Erinnerung zugleich sein.
Warum mich gerade diese Musik und die Geschichte um die Basement Tapes und Dylan gerade jetzt berührt, vermag ich nicht zu sagen, aber wenn ich die Bilder sehe, die Musik höre, dann überkommt mich das Gefühl, dass es doch noch gutes im Menschen zu geben scheint, in dieser grausamen Welt: Der Sinn für Musik, für Kunst, für Zusammenkünfte, um etwas zu kreieren, etwas neues zu schaffen.
Es ist, wie Jeff Tweedy von Wilco sagt: Musik spendet Trost.
Angesehen davon sympathisiere ich mit Elvis Costello und auch die anderen Musiker, die hier mitspielen, haben mein Interesse geweckt, kannte ich die Namen bisher doch nur auf Papier, aber die scheinen etwas 'drauf zu haben.
Man braucht Anknüpfungspunkte in der Musik und Inspirationen in der Kultur.
Rick Deckard