Ray Donovan

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  12. Dezember 2014, 13:20  -  #Fernsehen

Ray Donovan

Ray Donovan hat in seinen eigenen vier Wänden keine Macht! Ray Donovan ist kein dumpfer Schläger, sondern ein schlauer Stratege. Er ist gut gekleidet, kräftig, sieht gut aus! Ray Donovan kommt aus einer prekären Familie. Die Mutter starb früh, sein jüngster Bruder ist Alkoholiker und wurde von einem katholischen Priester missbraucht, sein älterer Bruder hat zwar einen Box-Club, aber auch Parkinson. Sein Stiefbruder ist schwarz und eifersüchtig auf alles. Seinen Vater hat Ray zwanzig Jahre in den Knast gebracht. Ray Donovans Frau ist alles andere als feinfühlig, seine 16-jährige Tochter hängt mit einem gleichaltrigen Hip-Hop-Star ab, sein Sohn Connor versucht durch Brutalität seine Durchschnittlichkeit zu besiegen. 

Das alles ist Ray Donovan. Und dann kommt Mickey! Mickey Donovan als Vater von Ray. Gespielt von der Hollywoodlegende Jon Voight, ist das was Kollege Rick Deckard als Paradebeispiel für einen „dauerhaften, asthmatischen Bronchial-Hustenanfall in Folge einer unbehandelten Schleimhautentzündung und Infektion der Lufwege, Herzfehler und häufige Bauchsymptome wegen allergischen Dauerlachens" bezeichnen würde. Voight spielt die Rolle seines Lebens und kann sie ausleben. Er kommt aus dem Knast, schleicht sich zurück ins Leben seiner Familie und ist alles andere als der geläuterte Opa, sondern ehr das unwiderstehliche Böse. Mickey kifft, vögelt, schlägt sich, ist fies, liebevoll, gefährlich und unverbesserlich. Keiner bekommt ihn Griff. Auch nicht die fiktive Paramount die ihn gerne als Berater für brutale Mafiafilme einstellen würde, wenn Mick’s Bewährungshelfer, ihm, den Freiraum dazu lassen würde.

Nun glauben Sie bitte nicht, dass wir es hier mit einer Komödie zu tun haben. Denn die erste Staffel der Serie Ray Donovan ist komplett humorlos. Was daran liegen mag, dass das beschriebene Umfeld authentisch dargestellt werden muss: Donovan ist  ein „Fixer“. Also einer der komplizierte Angelegenheiten für die Reichen und Schönen Hollywoods löst. Das ist natürlich fast immer am Rande der Legalität, bringt aber auch viele Kontakte und jede Menge Kohle mit sich.

So schmal der Grad, eines solchen Lebens im Verbund mit dem klein-bürgerlichen Ansatz, eine funktionierende Familie haben zu wollen auch ist, Donovan will es unbedingt. Im Gegensatz zu der keineswegs abwegigen Vorlage des Toni Sopranos, ist bei Ray Donovan eigentlich völlig unklar, wer er das eigentlich ist und warum er so handelt, wie er das in den bisherigen drei Staffeln tat. Wir Zuschauer erfahren recht wenig über ihn und auch Donovan selbst gibt wenig von sich preis. Letztendlich hat man eigentlich nur den Eindruck, dass der Typ der schlimmste Controllfreak ist. Das sich das Familienleben mehr und mehr mit seinen beruflichen Interessenen kreuzt, war ab zusehen. Das die Serie aber im Laufe der zweiten Staffel einen solch unfassbaren Schub nach vorne bekommt, dass man denkt man sieht gerade Don Draper, Boardwalk Empire und Die Sopranos in einer Dimension, konnte man nicht erahnen.

Neben Jon Voight glänzt der Schauspieler Liev Schreiber. Schreiber ist mir 2005 in dem Film „Der Manchurian Kandidat“ aufgefallen. Vorher glänzte er mit ehr mittelmäßigen Rollen in schlechten Filmen. Eine gute Wahl der Produzenten, denn Schreiber kann etwas, was viele Schauspieler seiner Generation nicht können: Fresse halten und das Gesicht, sowie den Körper für die Sprache einzusetzen. Klassisch und Klasse!

Größten Teils spricht Ray Donovan nämlich nur, wenn er gefragt wird oder er etwas will. Ähnlich sperrig ist die Entwicklung der Serie. Die erste Staffel ist nicht rund. Die zweite irgendwie verknotet und erst jetzt in Staffel 3 geht es los. Es gibt eine tolle Dichte zu sehen, das Duell zwischen Sohn und Vater funktioniert endlich, die Charaktere sind glaubhaft. 

Hinzu kommt L.A. nicht nur als Stadt der Engel, sondern eben auch als ewige Nebendarstellerin. Alles ist anarchisch kaputt und böse, dunkel. Der ewige blaue Himmel täuscht. Das Leben ist blutig. Kaum vorstellbar, dass es da auch normale Menschen gibt.

Ray Donovan ist der ungeschriebene Roman von James Ellroy, der ja wie kein anderer das Genre geprägt hat. L.A. Confidential oder Die schwarze Dahlie deuten zwar auf die kriminelle Geschichte Los Angeles hin, bei Donovan will das Blut aber fließen.

Wiedermal ein Siegeszug für Showtime und für den inneren Teufel, den wir Unterhaltung nennen.

Alan Lomax

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