Foo Fighters – Sonic Highway

von Alan Lomax Rick Deckard Blog  -  23. Dezember 2014, 16:55  -  #Populäre Musik

Foo Fighters – Sonic Highway

Austin, Chicago, Nashville, New Orleans, New York, Seattle, Washington D.C. und Los Angeles. 8 Städte, 8 Songs, 8 Filme, 8 unterschiedliche Cover! Jeder Song auf dem neuen Foo Fighters Album wurde in einer der Städte geschrieben und aufgenommen. Ganz nebenbei wurde die Band von Kameras begleitet. HBO produzierte eine Doku-Serie.

Bei so einer Idee und so einer Öffentlichkeit, solchen Möglichkeiten, stehen natürlich direkt die Kritiker vor der Tür, die anzweifeln, dass es sich um eine Liebeserklärung an die amerikanische Musik handelt und davon ausgehen, dass Mastermind Dave Grohl nur einen Weg gesucht hat, die oftmals als durchschnittlich verkannte Band, interessanter zu machen.

Natürlich ist das purer Nonsens! Hören Sie sich nur mal „Something From Nothing“ an und fragen Sie sich selbst, wann sie das letzte Mal ein so aufwühlendes Stück Rockmusik gehört haben. Der Song wurde zusammen mit der CHEAP-TRICK Legende Rick Nielsen aufgekommen und wird im nächsten Sommer die Festivals rocken wie nichts anderes. „The Feast And The Famine“ kommentiert den Washingtoner Punk und in Austin lernen wir durch das Lied „What Did I Do?/God As My Witness“ was Country tatsächlich war und ist, ohne, dass wir einen countryesken (schlimm!) Song hören.

Musikalische und visueller Höhepunkte der ganzen Reihe sind die Songs „In The Clear“ (New Orleans) und das berauschende, süchtig machende „I Am A River“.

Dave Grohl strahlt über der ganzen Sachen. Man kann ihm ja nach wie vor nichts vor werfen. Er hat das Erbe von Nirvana nie beschädigt, hat die Foo Fighters von einer belanglosen Rockband, zur derzeit größten der Welt gemacht. Scharrt die besten Musiker, sympathischsten Gesellen um sich. Sieht immer cool, aufgeweckt, offen und freundlich aus, ist authentisch.

Man kann ihm auch nicht die teilweise sehr stigmatisierten Dokumentarfilme zum Album vorwerfen. Im Gegenteil! So sind z. B. die Folgen über Washington, New Orleans und Los Angeles echte visuelle Perlen. Insbesondere die New Orleans Folge, in der die Foo Fighters jegliche Form verlieren und mitten in der Stadt in der Preservation Hall das wunderbare „In The Clear“ aufnehmen. Obwohl ein kantiger Rocksong rausgekommen ist, riecht man natürlich den traditionellen Jazz. Die Freundschaft zwischen dem heutigen Besitzer Ben Jaffe und Grohl ist nicht gespielt. Die Euphorie, die Dankbarkeit hier aufgenommen worden zu sein und sogar mit der Hausband jammen zu dürfen ist echt. Warum sollte das einer spielen und warum hinterfragt man überhaupt, ob das groß, unterhaltsam und lehrreich ist? Was es zweifelsohne ist! Nun, die Antwort ist einfach! Man kann es einfach nicht fassen, dass es so was tolles, gibt und das es zu dem Menschen gibt die das erleben und leben dürfen.

Grohl ist auf der Suche nach der Wahrheit und findet sie in seinen Filmen. Seit dem er das alte Mischpult aus dem Sound City Studio gekauft hat und mithilfe des erworbenen Ding und Musikern wie Neil Young, Stevie Nicks, Paul Mc Cartney grandiose Songs aufgenommen hat und natürlich auch einen Film drüber gedreht hat (Sound City), könnte man ihn fast als eine Mischung aus Martin Scorsese und Alan Lomax bezeichnen.

Lomax Tonaufnahmen und Sammlungen von volkstümlicher Musik um die ganze Welt, stellt eine der wichtigsten Musikhistorischen Sammlungen der Geschichte dar. Musiker wie Leadbelly, Woody Gutherie oder die Herkunft und Verschmelzung von Marching Music über Gospel über Jazz zum Rock usw. wäre nicht nachweisbar, wenn es Lomax nicht gegeben hätte.

Scorsese hat eine Reihe von sieben Dokumentarfilmen (780 Minuten) über die Geschichte der Blues Musik produziert und mit diesem Werk manifestiert und für immer belegt, dass diese Kunstform neben dem Jazz zur bedeutendsten kulturellen Leistungen Amerikas zählt.

Dave Grohl ist auf ähnlichen Pfaden unterwegs und jeder dem ihm folgt oder gleiche Versuche unternimmt sollte von uns, die Musik lieben, unterstützt werden.

Denn die historische, künstlerische, gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung der Musik sinkt und sinkt und sinkt.

Es ist unglaublich wie sich „Sonic Highway“ in mein Gehirn, mein Gehör und Herz geschlichen hat. Eine der maßgeblich und jeder Zeit belegbar besten Mainstream Rockplatten des neuen Jahrtausends.

Lebensbejahend, guttuend und fürchterlich interessant aber darüberhinaus, sind die Filme! Selbst schuld, wer sich das entgehen lässt. Denn ganz nebenbei entdeckt man seine Plattensammlung neu bzw. erfährt welche eklatanten Löcher dort drin sind. Die Vorlagen der acht Filme reichen für mindestens ein Jahr Recherche und Anhörarbeit und bringen einen Musiknerd, wieder ein Stückchen näher an die Wahrheit und das endgültige Wissen über die Musik und dem Verständnis dafür, dass wir alle bessere Menschen wären, wenn wir uns wie die Leute aus New Orleans am Sonntag auf der Straße treffen würden, was trinken, tanzen und der Musik zu hören. Dann mit den Bands um die Häuser ziehen und einfach nur glücklich wären. Wegen Musik, netten Menschen und dem Leben!

Alleine die Sätze die Mr. Toussaint in diesem kurzen Film sagt, sind Manifeste fürs Leben! Sensationell!

Southern Nights!

Alan Lomax

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