A Crime (Späte Rache) – Manuel Pradal
An diesem Abend ändert sich das Leben von Vincent Harris (Norman Reedus). Als er nach Hause kommt, findet er seine ermordete Frau, neben ihr bellt ein kleiner Hund. Kurz bevor der Handwerker nach Hause kommt, sehen wir noch, dass er ein Taxi wahrnimmt das zu schnell fährt. Der Fahrer trägt eine rote Jacke, einen Siegelring und der Wagen hat eine Delle. Cut!
Der kleine Hund ist ein Windhund geworden und wird nun von Vincent bei einem Hunderennen in New York City eingesetzt. Wir sehen die beiden, 3 Jahre nach dem Mord. Vincent leidet noch immer an den Verlust und sucht verzweifelt den Mörder.
Selbst seine attraktive Nachbarin Alice (Emmanuelle Béart) erreicht Vincent nicht. Ähnlich wie in den Romanen von Boileau und Narcejac, ist auch Alice von der Obsession getrieben den Mörder von Vincent Frau zu finden, ihn zu töten und so an ihn heranzukommen. Die leicht zerstörte Alice, lernt eines Abends den Taxifahrer Roger (Harvey Keitel) kennen. Roger, ein heruntergekommener Anti-Alkoholiker mit einem leichten Hang zur Esoterik, ist überrascht, dass die junge Frau sich für Ihn interessiert. Ein perfider Plan! Der arme Roger! Wir sehen, wie Alice das Komplott vorbereitet und verstehen, dass die Sache in einem Mord enden wird. Was folgt ein recht regelmäßig geplotteter Psychothriller mit einigen Kehrtwendungen und traditionellen Irrungen.
Stilistisch ist dem Streifen aus dem Jahr 2006 nicht vorzuwerfen. Gekonnt hält er sich an seine Vorbilder der stilbildenden Psychothriller wie „Vertigo“, „Wiegenlied für eine Leiche“ und ganz besonders an „Die Teuflischen“ von Henri-Georges Clouzot.
Die schonungslose Betrachtung des Existentiellen. Die um die drei Haupakteure stattfindende Parallelwelt ist, ein ziemlich runtergekommenes New York das nur sehr verzerrt stattfindet. Die Konzentration liegt, auf dem streckenweise unlogischen agieren der Hauptpersonen und wird so allerdings meisterhaft zu einem vordergründigen Drama.
Wieder einmal habe ich einen Film gesehen der mich zwar fasziniert, aber eben nicht erlaubt euphorisch zu werden. Denn, wie gesagt, das Verhalten von Vincent, Roger und Alice ist abwegig, aber von Keitel und Béart hervorragend gespielt. Der aus The Walking Dead bekannte Norman Reedus wiederum wirkt überfordert, wenn nicht sogar verloren in seiner Rolle.
Man mag sich fragen, warum sich Menschen damit beschäftigen sich erst so einen Film anzusehen und ihn dann auch noch zu kritisieren? Die Gründe sind vielfältig. Ich finde es enorm spannend, wenn junge Regisseure einer Referenz nachgehen. Es ist weniger die Schadenfreude des Scheiterns, als das Verstehen der Genialität der anderen. A Crime hat aufgrund des Talentes der Autoren ein sehr großes Potenzial, ist schön und stilsicher gefilmt und gut gecastet, ihm fehlt einzig und allein die Genialität der alten Meister. Was wäre das für ein wunderbarer Stoff für den King des Kinos Alfred Hitchcock gewesen.
Alan Lomax