Cécile Verny Quartet - Memory Lane
Ich glaube, das ist meine erste Jazzalbum Besprechung seit über 2 Jahren. Was nicht bedeutet, dass ich in dieser Zeit keinen Jazz gehört habe, ganz im Gegenteil, aber für die alten Helden fehlen mir gefühlsmäßig oftmals die Worte, vielleicht auch das untermauerte theoretische Wissen, um inflationäre Adjektive mit musikalischem Wissen zu untermauern.
Bei zeitgenössischen Jazzscheiben stören mich meist so viele Dinge, dass ich bereits an den Namensgebungen der Alben verzweifele bzw. mir häufig die vor und um meinen Kopf fliegenden Fragezeichen den Blickwinkel für einen klaren Eindruck versperren.
Und dann lag auf einmal diese CD hier in meiner Post. Auf dem Cover sieht man das Konterfei der ivorischen Sängerin Cécil Verny. Ein interessantes Gesicht, das aus unterschiedlichen Winkeln betrachtet, andere Wirkungen hat. Sicherlich eine vielschichtige Persönlichkeit, denke ich, hoffe aber gleichzeitig, dass sich diese mögliche Mannigfaltigkeit nicht zu sehr in ihrer Musik ausdrückt. Denn oftmals ist es so, dass mir afrikanische Sängerinnen französischer Herkunft mit einem deutschen Background, die Jazzmusik machen zu stark zu künstlerischer Übertreibung neigen und mich mit ihrer musikalischen Schizophrenie überfordern.
Diese Angst vor dem kaum angesprochenen Overkill an Möglichkeiten wird mir aber direkt nach dem ersten Mal Durchhören der CD genommen.
Denn es gefällt, was ich hier auf Memory Lane höre. Sicherlich ist das afrikanische Erbe fühlbar, die sehr guten Arrangements allerdings sind eher amerikanischer Natur. Dieses Attribut wird durch die fühlbar gewachsene Kompaktheit des Quartetts (CVQ) untermauert. Denn ebenso knackig wie das Bandkürzel sind die wohltuend groovigen und minimalen Bassläufe von Bernd Heitzler und interessanten Varianten von Andreas Erchinger (PIano) und Lars Binder (Drums).
„Car Désespèrée“ ist dann auch der erste Song auf der Best-Off-CD, der in französischer Sprache und gut klingendem Experiment eines Klanges andersartig wohltuend funktioniert.
Wie immer ist das natürlich auch Blues, Skat und europäischer Jazz. Irgendwas muss man ja schreiben. Aber in Wirklichkeit ist das vorliegende Album eine Werkschau und ein Livekonzert einer seit 25 Jahren existierenden und gut funktionierenden Band, die weltweite Erfolge feierte und dies nun fortsetzen wird.
Im Prinzip ist diese Platte und diese tolle Musik eine grandiose Konsens Jazzplatte, die der erfahre Jazzhörer durchaus mit seiner weniger interessierten Frau gemeinsam hören kann, ohne dabei Gefahr zu laufen in irgendeiner Weise in die Kiste Bar- oder Loungejazz gesteckt zu werden und trotzdem ein warmes Lächeln seiner Gemahlin geschenkt bekommt, weil man sich auf diese Ausnahmesängerin mit erstaunlichen Musikern einigen kann.
Zu dem drückt diese als CD & DVD erscheinende musikalische Dokumentation nach 78 Eigenkompositionen und 8 CDs aus, um was für eine wertvolle Musik und Band es sich bei CVQ handelt.
Unbedingt Kaufempfehlung!
Alan Lomax
Memory Lane erscheint am 14. November 2014 bei Jazzhaus Records