Tweedy - Sukierae
Inmitten all diesem medialen und hektischen Wahnsinn, vollgestopft mit schrillen Reizen, drittklassigen Möchtegern-Musikern und irrlichternden sogenannten Pop-Phänomen ist das neue Album von Jeff Tweedy eine Oase der Ruhe und Wahrhaftigkeit. Was für ein schönes Album, was für wunderbare, unaufgeregte und ehrliche Musik!
Der Output dieses Musikers und Künstlers ist wirklich beeindruckend. Ganze 20 Songs hat er auf das Album gepackt und jedes einzelne Lied ist eine kleine Welt für sich.
Es ist die musikalische und melodiöse Vielfalt, durch die sich diese 20 Songs auszeichen. Jeff Tweedy ist in der Lage Nostalgie als Moderne zu verkaufen und deswegen wird er für mich nicht nur immer ein Musiker sondern auch ein Künstler sein und bleiben. Ein Talent, mit dem nicht jeder gesegnet ist. Wenn auch beim Hören Assoziationen an vergangene musikalische Zeiten geweckt werden, so ist doch das Album in Gänze im hier und jetzt verortet.
Die einzelnen Stücke sind voller Gefühl und jeder Song vermag es Stimmungen herauf zu beschwören und diese auch immer wieder zu verändern und das alles ohne Bombast oder überschwängliches Pathos. Alles kommt leise, ja fast bescheiden daher, die wenigen Instrumente verdeutlichen dies. Oftmals genügen nur eine akustische Gitarre, Schlagzeug, Bass und Gesang um Welten voller Opulenz und zeitgleich grösster Intimität zu erschaffen - ganz grosse Kunst ist das!
Ich gehöre immer noch zu den (immer weniger werdenden) Menschen, die ganze Alben hören. Musik ist zwar nicht identitätsstiftend (meiner Meinung nach), aber sie setzt stets dort an, wo unsere Sprache an ihre Grenzen kommt und führt uns über diese Grenzen hinweg. Genau das vermag Jeff Tweedy immer wieder, egal ob jetzt im Alleingang oder als Frontmann von Wilco.
Er zaubert einem ein Lächeln auf die Lippen, vermittelt meditative Momente voll purer Schönheit und ist mit seiner Musik so beruhigend in dieser hektischen, künstlichen und lauten Welt.
Ein wundervolles Album (und ganz grossartiges Cover!)
Rick Deckard